2014
Aissata Kantao lebt in Attara. Sie ist Bozo (Stamm der Flussnomaden) und Witwe von etwa vierzig Jahren. Auf dem Bewässerungsfeld von Attara bewirtschaftete sie jahrelang eine Parzelle, etwas mehr als einem halben Hektar. Im Jahr 2012 bat Aissata den Dorfchef von Attara erfolgreich um eine Fläche von zwanzig Hektar. Diese Fläche ließ sie in Lohnarbeit für die Bewässerungslandwirtschaft herrichten. Ihre Mittel erlaubten ihr aber nicht, die Arbeiten vor dem Beginn der Regenzeit (Juli 2013) zu vollenden. Andere bereits hergerichtete Bewässerungsfelder waren verwaist. Deren eigentliche Nutzer befanden sich im mauretanischen Flüchtlingslager. Deshalb riet man ihr, doch das verwaiste Bewässerungsfeld von Enakar zu nutzen. Das tat sie mit Hilfe einer kleinen chinesischen Motorpumpe, die reichte, um fünf Hektar zu bewässern.
Nouhou Maiga, der Bewässerungsingenieur vor Ort, lieh Aissata vier Fass Diesel (à 200 Liter) sowie eine Tonne Mineraldünger. Diesen Kredit zahlte sie bei der im Januar 2014 abgeschlossenen Ernte in Form von 81 Sack (à 80 kg) ungeschältem Reis (Paddy) zurück.
Was zeigt uns das?
Im Flusstal des Niger folgt das Leben allen Unsicherheiten und Unwägbarkeiten zum Trotz dem Jahreszyklus. Man macht das Beste aus seinen Möglichkeiten. Der Gewerbefleiß hat nicht abgenommen.
Die Bewässerungslandwirtschaft ist Bestandteil lokalen Wissens geworden. Die Menschen suchen jetzt individuellen Zugang zu Flächen.
Hinter der Grenze, im mauretanischen Lager von M’Berrah harren die meisten Flüchtlinge weiterhin und wagen sich nicht in ihre angestammten Wohngebiete in der Region von Timbuktu zurück. Bleiben sie zu lange auf der anderen Seite der Grenze, werden andere ihre Bewässerungsflächen übernehmen.
Frauen drängen in neue Rollen und werden als Unternehmerinnen aktiv. Die Zeit der islamistischen Besatzung hat diesen Drang nicht unterbinden können.
Fotos Nouhou Maiga
Aissata aus Attara
30. Januar 2014